
Workshops
Freitag, 11.30 - 13.00 Uhr + Samstag, 10.50 - 12.20 Uhr
Alle Workshops werden an beiden Tagen angeboten.
Thema A: Digitale Projekte im DaF/DaZ-Unterricht
Mona Aykul, Sprachdozentin, Türkische-Deutsche Universität, Istanbul
Im digitalen Zeitalter ist es sehr relevant, eine Fremd-/Zweitsprache wie Deutsch als Kommunikationsmittel zu erwerben und diese Kenntnisse nachhaltig zu nutzen. Um dieses Ziel zu erreichen, spielt die Kombination des projektbasierten Ansatzes und der digitalen Medien eine sehr wichtige Rolle in der Zukunft des Fremdsprachenunterrichts. Der DaF/DaZ-Unterricht sollte dazu dienen, eine Sprache der kommunikativen Didaktik entsprechend zu erwerben, aber er muss auch gleichzeitig auf die Herausforderungen der zukünftigen Arbeitswelt vorbereiten. In diesem Workshop wird zuerst der digitale Projektunterricht dargestellt und anhand von Schülerbeispielen gezeigt, wie effektiv digitale Medien und projektbasiertes Lernen in den DaF/DaZ-Unterricht eingebunden werden können. Im Anschluss werden vor Ort eigene digitale Projekte bearbeitet.
Thema B: Geschichte zum Erzählen gebracht – Good Practice zu sprachlichem und kulturellem Lernen im Salzburg Museum
Florian Bauer und Maria Zauner, Lehrende/wissenschaftliche Mitarbeitende, Sprachenzentrum, Universität Salzburg
Museen werden zunehmend als ausserschulische Lernorte genutzt, bieten sie doch die Möglichkeit einer authentischen Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur. Im Workshop zeigen wir anhand praktischer Beispiele aus einem Deutschkurs auf Niveau A2 im Salzburg Museum, wie Arbeitsmaterialien für einen Sprachkurs konzipiert sein können, die den Mehrwert des Museums als Ort für sprachliches und kulturelles Lernen nutzen. Ausgehend von den Ausstellungsobjekten und -inhalten wurde ein handlungsorientiertes Kurskonzept entwickelt, in dem insbesondere die Textkompetenz, die kulturreflexive Handlungskompetenz und die Autonomie der Lernenden gestärkt werden sollten. Ziel des Workshops ist es, den Workshopteilnehmer*innen verschiedene Möglichkeiten der didaktischen Aufbereitung des Lernortes Museum zu zeigen und durch eine gemeinsame Reflexion am Ende des Workshops erste Ideen für die eigene Praxis zu entwickeln.
Thema C: „Sprich mit mir — ich schreib für dich“ – Stellvertretendes Schreiben
Susanne Brose, Integrative Lerntherapeutin, dipl. Kunstpädagogin / Kunsttherapeutin und Sachbuchautorin, ECAP Basel/CH
Eine kreative Methode für biographie-relevante, individualisierte und lebensweltbezogene Textproduktion im niederschwelligen Deutschunterricht. Die effiziente und leicht umsetzbare Methode des Stellvertretenden Schreibens gehört in die didaktische Schatzkiste eines jeden DaF/DaZ- und Alpha-Lehrers. Sie brauchen einzig: Interessante Themen sowie Fragen, die Menschen zum Erzählen anregen. Stift und Papier, vielleicht eine Flipchart, um Erzähltes mitzuschreiben. Eine sprachfördernde Gesprächshaltung. Und die Bereitschaft, die entstehenden Schriftstücke anschliessend in orthografisch korrekter Form am PC abzutippen, um sie als „Text“ zur Weiterbearbeitung wieder in den Unterricht zu bringen. Im Workshop wird die Methode des Stellvertretenden Schreibens anhand von Beispielen aus Alphabetisierungskursen präsentiert. Der theoretische Kontext der Methode (Spracherfahrungsansatz/Eigentext-Methode) wird vorgestellt und diskutiert. Möglichkeiten sprachfördernden Verhaltens sowie des korrektiven Feedbacks werden vermittelt. In Kleingruppen wird die Didaktisierung von Stellvertreter-Texten anschliessend erprobt und reflektiert.
Thema D: Der Weg ist das Ziel: kooperatives – kollaboratives Lernen
Sabine Dinsel, DaF-Fortbildnerin, Autorin
Lernende sind erfolgreicher, wenn sie sich als Teil einer Gruppe wahrnehmen, wenn sie gemeinsam lernen bzw. Ziele verfolgen und Probleme kooperativ lösen. Dadurch erwerben sie neben anderem auch eine Sozialkompetenz, die sie in der Schule, an der Universität und im Berufsleben, aber auch im Leben weiterbringt. Dabei wird ihnen auch klar, welche Vorteile Diversity bringt. Damit alle Lernenden so viel wie möglich von ihrem Wissen und ihren Kompetenzen, ihren Vorerfahrungen und Kenntnissen in die Gruppe einbringen können, braucht es Methoden, z. B. Think — Pair — Share oder Meinungslinie oder Learning Circle/Lernreise. Damit hat jedes Gruppenmitglied mehr Erfolgserlebnisse, gleichzeitig bleibt jedem/r Einzelnen dabei genug Zeit, neu Erfahrenes im Gehirn nachhaltig zu vernetzen.
Thema E: Musik ist die Zwillingsschwester der Sprache: Wie können Sie das Potential dieses Mediums im Deutschunterricht nutzen?
Dr. phil. Hildegard Meister, Dozentin für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, VHS Müllheim, Sprachenzentrum der Uni Basel
Musik und Sprache sind kulturübergreifende und kulturgeschichtlich alte Fertigkeiten der Menschen. Beide haben Strukturen und Regeln. Wir nehmen sowohl Musik als auch Sprache über Rhythmus, Tempo, Tonhöhe, Klangfarbe und Resonanz wahr. Doch lässt sich Musik auch für ein besseres Erlernen einer Fremd- oder Zweitsprache nutzen? In diesem Workshop machen wir eine Cool-Tour mit Liedern und Musikvideos für den DaF/DaZ-Unterricht. Sie erfahren:
- wie sich Musik und Sprache in unseren Köpfen verbinden.
- welche Rolle das Musikgenre und der individuelle Musikgeschmack beim Fremdsprachenlernen spielen.
- wie Sie mit didaktisierter Musik arbeiten können.
- wie Sie Musikvideos auf YouTube im Unterricht einsetzen können.
Thema F: Blinde Flecken – über Sorgfalt und Flexibilität bei der Unterrichtsplanung
Stephanie Mock-Haugwitz, M. A., Dozentin und Weiterbildnerin
In der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften nimmt Unterrichtsplanung in der Regel viel Raum ein. Was für Anfänger*innen zunächst schlicht nach einer Verlaufsplanung aussieht, entpuppt sich bei der Auseinandersetzung mit Planungsmodellen und Modellen der didaktischen Analyse (v. a. Klafki 1962) oft als um einiges anspruchsvoller als anfangs gedacht. Im Workshop soll anhand von Beispielen und Übungen beleuchtet werden, worauf es bei der Anleitung von fremdsprachendidaktischer Unterrichtsplanung (nach Bimmel/Kast/Neuner 2011) zu achten gilt. Welche Fragen beschäftigen (angehende) DaF/DaZ-Lehrer*innen im Hinblick auf „Ziele – Inhalte – Methoden“? Wo finden sich „blinde Flecken“ in der Unterrichtskonzeption, die sich später, bei der praktischen Unterrichtsdurchführung als Stolpersteine herausstellen? Und nicht zuletzt: Wie ist mit dem scheinbaren Paradox umzugehen, dass in der Lehrer*innenausbildung einerseits eine sorgfältige und minutiöse Planung gefordert wird, andererseits aber im Hinblick auf „Komplexität im Unterricht“ (Doyle 2006) gerade Flexibilität im Lehrhandeln als professionell und kompetent gilt?
Thema G: DACHL-Vielfalt erleben und verstehen — mit Musikvideos & Co.
Antje Rüger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Herder-Institut der Universität Leipzig
Musikvideos spiegeln eine enorme Vielfalt an Zugehörigkeiten, Lebensentwürfen und Interpretationen persönlicher Erfahrungen wider. Sie können somit beispielhaft für die Auseinandersetzung der Lernenden mit ihren Erlebnissen in einem neuen Lebensumfeld sein. Interessant sind für den Unterricht aber nicht nur die Lieder selbst, sondern auch die Reaktionen darauf, z. B. Beiträge in den Medien und Kommentare auf OnlineVideoportalen. Im Workshop probieren wir auf der Grundlage solcher Materialien einige Aktivitäten für den DaFZ-Unterricht praktisch aus. An diesen Beispielen werden (auf andere Materialien übertragbare) Methoden verdeutlicht, wie eine aktive Spracharbeit und die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und Debatten gefördert werden kann. Ausserdem erhalten die Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer einige Tipps, wo man weitere geeignete Materialien finden kann.
Thema H: Jugendliche lernen anders Deutsch
Dr. Dorothé Salomo, Vertretung der Professur für Deutsch als Zweitsprache am Herder-Institut der Universität Leipzig, Fortbildnerin am Goethe-Institut sowie an Schulen im In- und Ausland, Autorin von DLL 10 „DaF für Jugendliche“
Jugendliche werden von Lehrkräften häufig als recht schwierige Zielgruppe gesehen: Sie sind vergleichsweise lustlos und passiv, sie „vergessen“ ihre Hausaufgaben und lassen sich im Unterricht schnell ablenken. Das ist nicht verwunderlich, denn Jugendliche durchlaufen die Phase der Adoleszenz (des Erwachsenwerdens), in der sie sich von einem abhängigen Kind zu einem selbständigen Erwachsenen entwickeln. Während dieser Zeit müssen erhebliche Veränderungen der körperlichen, kognitiven und sozialen Entwicklung bewältigt werden, die sich unweigerlich auch auf das Lernverhalten auswirken. Aus dem spezifischen Lernverhalten von Jugendlichen lassen sich Empfehlungen und Ideen für die Gestaltung des Deutschunterrichts ableiten. Im Workshop werden wir gemeinsam einige Unterrichtsideen entwickeln und diskutieren. Dabei berücksichtigen wir auch die Sicht der Jugendlichen dahingehend, was für sie „guter Deutschunterricht“ bedeutet.
Thema I: Lernen mit dem Trauma – Möglichkeiten, Ideen, Grenzen
Ingrid Otepka und Anja Kainberger, Achtsamkeitslehrerinnen & DaZ-Trainerinnen, Verein MARA O Achtsam Leben Erfahren, Wien
In unserem Beruf arbeiten wir zunehmend mit Menschen, die Kriegs- bzw. Fluchterfahrung mitbringen. Die Arbeit mit traumatisierten Lerner*innen fordert uns oft überraschend und verändert unsere methodischen und thematischen Zugänge. Seit Jahren setzen wir uns damit auseinander, wie wir Extremerfahrungen von Teilnehmenden im Unterricht auf niederschwelligem Niveau auf eine sprachliche Ebene bringen können. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass damit implizit zu einer Stabilisierung des Gefühlslebens der Teilnehmenden beigetragen wird. Dies fördert in Kombination mit durchdachter, auch präventiv eingesetzter Methodik die Entwicklung des Spracherwerbs, was weitere Stabilisierung bringt. Grundlage dafür bilden aktuelle Erkenntnisse aus Traumapädagogik und Achtsamkeit. Im Rahmen eines 90-minütigen Workshops möchten wir theoriebasierte Grundlagen und praktische Erfahrungen teilen, den entstandenen Methodenkoffer vorstellen, konkrete Übungen ausprobieren sowie Grenzen thematisieren.