Plenarvorträge
Textarbeit im digitalen Zeitalter: Herausforderungen, Impulse, Chancen
Prof. Christian Fandrych, Professur für Linguistik Deutsch als Fremdsprache, Herder-Institut, Universität Leipzig
Freitag, 10.20 - 11.15 Uhr
Die verschiedenen Formen digitaler Kommunikation haben Art und Anlass des Schreibens und Lesens grundlegend verändert. Dies stellt die Arbeit mit Texten in der Sprachlehre – ob rezeptiv oder produktiv – vor große Herausforderungen: Mit den veränderten Kommunikationsweisen haben sich neue Stil- und Textkonventionen entwickelt, das Spektrum an Textsorten und Schreibanlässen ist vielfältiger und unübersichtlicher geworden, sprachliche Variation und multimediale Vernetzung sind gewachsen.
Im Vortrag soll anhand konkreter Beispiele gezeigt werden, auf welchen textuellen, grammatischen und lexikalischen Ebenen sich dieser Wandel zeigt, und es wird reflektiert, welche Konsequenzen diese Entwicklung für die Sprachvermittlung hat – insbesondere hinsichtlich der Frage nach dem Umgang mit sprachlicher Angemessenheit und Stilvielfalt. Daneben wird exemplarisch gezeigt, wie die Entwicklungen in kreativer Weise für Sprach- und Textarbeit eingesetzt werden können.
(Sprach)Lerntrends im Jahr 2024
Prof. Dr. Marion Grein, Leitung Masterstudiengang DaF/DaZ, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Freitag, 14.30 - 15.25 Uhr
Ausgehend von der sog. VUCA- (oder auch BANI)-Welt werden knapp die Lerntrends des Jahres 2024 vorgestellt. Konkrete Ziele – auch des Fremdsprachenunterrichts – sind Agilität, Resilienz, digitale Kompetenz, Lernerautonomie und vieles mehr. Mit Ansätzen wie Outdoor-Learning, Projekten und kooperativen Lernformaten kann man den Herausforderungen unserer Zeit begegnen und Lernende jeden Alters resilienter machen. Vorgestellt werden konkrete Umsetzungsbeispiele aus dem DaF/DaZ-Unterricht, die deutlich machen, wohin der Wandel gehen könnte.
Kulturreflexives Lernen auf literarischen Wegen
Ass.-Prof. Mag. Dr. Hannes Schweiger, Institut für Germanistik und Zentrum für Lehrer*innenbildung, Universität Wien
Samstag, 09.45 - 10.40 Uhr
Unter kulturreflexivem Lernen verstehe ich die Auseinandersetzung mit Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmustern und mit Prozessen der Konstruktion und Dekonstruktion von Bedeutung im Sprachunterricht. Es fördert symbolische Kompetenz (nach Claire Kramsch) und kritisches Denken und damit letztlich die Fähigkeit der Lernenden zur Teilhabe an und Mitgestaltung von Gesellschaft. Im Vortrag wird skizziert, welche Möglichkeiten Literatur für kulturreflexives Lernen im DaZ-Unterricht mit Erwachsenen eröffnet, insbesondere mit Blick auf die sprachliche und kulturelle Heterogenität der Gesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei wird auf postkoloniale Theorie und rassismuskritische Bildung rekurriert und der Ansatz einer postmigrantischen Literaturdidaktik vorgestellt, die auf eine Pädagogik der Mehrfachzugehörigkeit in einer pluralen Gesellschaft abzielt.
Assistenz KI: Das Potenzial generativer künstlicher Intelligenz für das Deutschlehren und -lernen
Prof. Dr. Liana Konstantinidou, Professorin für DaF/DaZ; Leiterin Institute of Language Competence ZHAW
Samstag, 15.45 - 16.40 Uhr
Ausgehend von Prinzipien ʹguten’ Fremd- und Zweitsprachenunterrichts wird im Vortrag das Potenzial diskutiert, das generative Künstliche Intelligenz (KI) DaF/DaZ-Lehrenden für die Gestaltung qualitativen Unterrichts bietet. Anhand praktischer Beispiele wird gezeigt, wie generative KI für die Entwicklung authentischer Lehr-/Lernszenarien, für individualisierte Lernziele und binnendifferenzierende Aktivitäten, für prozessorientiertes Schreiben, für sprachsensiblen Fachunterricht sowie im Sinne einer Mehrsprachigkeitsdidaktik eingesetzt werden kann. Dabei werden ethische und datenschutzrechtliche Überlegungen und Herausforderungen bei der Integration generativer KI im Bildungsbereich reflektiert. Der Vortrag, der primär auf die Erwachsenenbildung fokussiert, aber auch auf den Sprachunterricht auf allen Stufen bezogen werden kann, setzt sich schliesslich zum Ziel, die Aufgaben zu skizzieren, die sich kurz-, mittel- und langfristig in der DaF/DaZ-Praxis und -Forschung stellen, um die Potenziale generativer KI schöpferisch-kreativ zu nutzen.